Alles geben oder aufgeben? Extrem-Bergsteiger Jost Kobusch über Grenzen und Entscheidungen
Jost Kobusch ist bekannt für seine Solo-Winterexpeditionen auf die höchsten Berge der Welt. Doch wie weiß er, wann es an der Zeit ist, eine Herausforderung doch abzubrechen? Ein Gespräch über Grenzen, Intuition und das richtige Mindset in Extremsituationen.
Steigen wir direkt ein: Was ging dir durch den Kopf, als du die Entscheidung getroffen hast, die Everest-Tour abzubrechen?
Ich will ehrlich sein: Es lief alles nach Plan. Ich habe mir im Training Ende 2023 eine Rückenverletzung zugezogen. Kein Sturz oder was Spektakuläres – einfach eine Überbelastung, weil meine Hüfte den unzähligen Trainingsstunden jede Woche nicht standgehalten hat.
Ich bin also auf diese Expedition gekommen, wohl wissend, dass mir die Trainingsbasis für einen erfolgreichen Aufstieg fehlt. Mir ging es darum, den Sponsoren hier kurz den Trainingsprogress zu zeigen und ein paar neue Strategien und neue Prototypen zu erproben. Der Gipfel war von Anfang an nicht das Ziel. Es ging mir darum, den aktuellen Höhenrekord von 7500m zu brechen, der seit 1984 bestand.
Wie schwer war es für dich, diese Entscheidung zu treffen?
Ich habe den Rekord innerhalb von 6 Tagen nach Winterbeginn im Alleingang geknackt, die neue Strategie angewandt und die Prototypen ans Limit gebracht. Also alles erreicht, was ich erreichen wollte. Easy Entscheidung.
Was hast du aus dieser Erfahrung über dich selbst und deine Grenzen gelernt?
Mein Ansatz funktioniert und ich mache große Sprünge in die richtige Richtung. Ich habe Fähigkeiten aufgebaut und werde Schritt für Schritt zu dem Alpinisten, der dazu in der Lage ist, den Everest-Gipfel im Winter Solo und ohne Sauerstoff über den Westgrat zu erreichen.
Erfolg entsteht meist auf dem schmalen Grat zwischen dem Erkennen und dem Überwinden seiner Grenzen. Wie entscheidest du, ob du alles aufgibst?
Es geht um die Balance zwischen Risiko und Nutzen. Wenn das Risiko größer als der Nutzen ist, drehe ich um. Am Ende fällt diese Entscheidung intuitiv. Meine Intuition ist dabei auf ‘Big Data’ gebaut. Erfahrungen und Werte, die ich über Jahre gesammelt habe. Und dabei ist es wichtig, das System mit den richtigen Daten zu füttern, denn sonst kann die Intuition auch ordentlich daneben liegen. Gute Daten entstehen durch kritisches Hinterfragen und Reflexion, wenn Dinge gut oder eben auch mal schieflaufen.
Hast du einen Tipp für Leute, die vor schwierigen Entscheidungen stehen?
1.) Frag dich, ob deine Entscheidung auf negativem wie z.B. Angst basiert oder auf positiven Dingen wie Neugierde.
2.) Was lässt sich besser mit deinem persönlichen ‘Warum’ vereinen?
Gab es mal eine Entscheidung, die du im Nachhinein bereut hast?
Nein – ich lebe mein Leben so, dass ich nichts bereue.
Wie würdest du für dich „alles geben“ jetzt (neu) definieren?
Wie bereitest du dich mental darauf vor, in Extremsituationen die richtige Wahl zu treffen?
Es gibt drei Zonen:
- Rot ist so krass mental herausfordernd, dass ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle habe. Ich hänge z.B. 12m über der letzten Sicherung und ein Sturz ist nicht tödlich, aber ich kann meinen Körper nicht bewusst dazu überzeugen, loszulassen und 25m ins Seil zu stürzen.
- Grün ist wie zu Hause auf dem Sofa. Super entspannt.
- Und das Training in den Alpen findet im orangefarbenen Bereich statt. Routen, die ich mache, bei denen ich immer noch die Kontrolle habe, die aber schon unkomfortabel sind.
Wie wichtig ist dir deine Gesundheit – körperlich und mental –, um solche krassen Herausforderungen zu schaffen?
Ohne gesund zu sein, kann ich mich nicht körperlich und mental vorbereiten. Und ohne einen trainierten Körper und Geist geht nichts.
Welche Rolle spielt deine Ernährung dabei? Unterstützt dich AG1 auf deinen Touren?
AG1 hilft mir auf Reisen und am Berg besonders, wenn fehlende frische Lebensmitteln meine Nährstoffversorgung noch herausfordernder gestalten. Aber auch im Trainingsalltag, wenn ich sehr gefordert bin, habe ich das Gefühl, mit AG1 nochmal härter puschen zu können, bevor mein Immunsystem schlapp macht.
Hast du bestimmte Routinen – wie AG1 am Morgen –, die dir helfen, in Balance zu bleiben?
Zu Hause trinke ich nach dem Aufstehen erstmal ein Glas Wasser. Dann mache ich Liegestütze, Sit-ups und Klimmzüge, bevor ich eine eiskalte Dusche nehme. Dann habe ich meinen Smoothie mit AG1 und diese Routine ist jeden Tag gleich.
Auf Expedition im Zelt nehme ich meine Wärmflasche aus dem Schlafsack, am Morgen ist das Wasser abgekühlt und ideal für mein AG1. Im Anschluss koche ich mein Frühstück, dann meinen Tee für den Tag und meinen Kaffee für den Morgen, schließlich schlüpfe ich in meinen Daunenanzug, um das Zelt zu packen. Der Ablauf ist immer gleich und bringt Stabilität, in das sonst so Unbekannte.
Am Abend wenn ich ins Zelt steige, geht's zuerst in den Schlafsack und dann wird von dort aus gekocht. Zuerst die Mahlzeit, die dann im Daunenanzug mich bereits wärmt und dann meinen Tee. Diese Abläufe sind immer gleich und laufen vollautomatisch ab.
Was kann man deiner Meinung nach aus dem Bergsteigen fürs Leben lernen?
Am Ende des Tages besteige ich nur einen bedeutungslosen, eisbedeckten Steinhaufen. Bergsteigen ist absolut sinnlos. Wie viele Dinge im Leben. Am Ende kommt es darauf an, was du draus machst.
Danke, Jost! Wir sind gespannt auf deine nächste Tour!
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